Vermissen, obwohl du weißt: Es ist vorbei

Warum du ihn/sie noch vermisst – obwohl du weißt, dass es besser so ist

Du hast dich getrennt. Oder wurdest verlassen.
Vielleicht war es toxisch. Vielleicht war es einfach vorbei.
Du hast lange darüber nachgedacht, vielleicht sogar gelitten – und trotzdem:
Du vermisst diese Person.

Obwohl du weißt, dass es besser so ist.
Dass es nicht funktioniert hat.
Dass du verletzt wurdest.
Und trotzdem… da ist dieses Ziehen im Herzen.

Was ist das? Warum fühlen wir so? Und wie geht man damit um, ohne ständig an sich selbst zu zweifeln?


1. Vermissen bedeutet nicht, dass du zurückwillst

Vermissen ist kein Rückschritt. Es ist ein Zeichen, dass da etwas Bedeutungsvolles war.

Auch wenn es nicht gut für dich war – es war dir wichtig.
Du hast dich geöffnet. Geliebt. Vertraut. Hoffnungen gehabt.
Und genau das fehlt jetzt: Nicht unbedingt die Person selbst – sondern das Gefühl, das du mit ihr hattest.

„Ich vermisse nicht ihn – ich vermisse, wer ich bei ihm war.“

Das ist eine kraftvolle Erkenntnis. Denn sie gibt dir die Möglichkeit, dich selbst zurückzuholen – ohne wieder in alte Muster zu rutschen.


2. Dein Gehirn braucht Zeit zum Umlernen

Liebe ist auch Biochemie.
Bindungshormone wie Oxytocin, Dopamin und Serotonin bauen sich nicht über Nacht ab.

Jede Nachricht, jede Umarmung, jedes Lächeln – das war ein „Belohnungssystem“, das jetzt leerläuft. Und dein Gehirn ruft immer noch: „Wo ist das bitte hin?“

Es ist wie bei einem Entzug. Und nein, das ist kein Zeichen von Schwäche – sondern einfach menschlich.

Dein Körper vermisst die Routine, nicht nur den Menschen.
Und Routinen brauchen Zeit, um sich zu verändern.


3. Es war nicht alles schlecht – und das darfst du fühlen

Oft sagen Freund:innen nach der Trennung:
„Du musst an die negativen Seiten denken.“
„Sei froh, dass es vorbei ist.“
„Du bist besser dran ohne ihn/sie.“

Und ja, vielleicht stimmt das.
Aber Gefühle lassen sich nicht mit Logik wegdiskutieren.
Du darfst trotzdem die schönen Momente vermissen.
Das gemeinsame Lachen. Die kleinen Rituale. Die Vertrautheit.

Das heißt nicht, dass du zurückwillst.
Es heißt nur: Du bist ehrlich mit deinem Herz. Und das ist Stärke, keine Schwäche.


4. Vermissen ist Teil des Loslassens

Loslassen ist kein Knopf, den man drückt. Es ist ein Prozess.
Und Vermissen ist ein Teil davon.

Wie Ebbe und Flut.
Es kommt in Wellen.
Mal ist alles ruhig.
Dann reicht ein Lied, ein Ort, ein Geruch – und alles ist wieder da.

Aber je öfter du diese Welle aushältst, desto mehr lernst du:
Ich kann mich sicher fühlen, auch wenn es gerade weh tut.


5. Was du wirklich vermisst

Manchmal lohnt sich die ehrliche Frage:
Was genau vermisse ich?

  • Die Gespräche?
  • Die Nähe?
  • Oder das Gefühl, „jemandem wichtig zu sein“?

Denn oft vermissen wir nicht die Person, sondern das Gefühl, gesehen zu werden.
Und das kannst du auch wieder bei dir selbst finden – oder in anderen Verbindungen, die dir guttun.

„Ich darf vermissen – und trotzdem weitergehen.“


6. Wie du achtsam mit dem Vermissen umgehst

✅ 1. Erlaube dir das Gefühl

Schreib dir nicht vor, was du fühlen darfst.
Wenn du traurig bist, sei traurig.
Wenn du wütend bist, sei wütend.
Gefühle dürfen da sein. Sie wollen nur gefühlt werden.

✅ 2. Halte den Impuls aus, Kontakt aufzunehmen

Vermissen fühlt sich manchmal so an, als müsstest du sofort „etwas tun“.
Aber meistens willst du nur, dass der Schmerz aufhört.
Atme. Schreib’s dir auf. Ruf eine Freundin an.
Und dann erinnere dich: Du hast Gründe gehabt.

✅ 3. Tu etwas, das dir gut tut – nur für dich

Ein Spaziergang. Musik. Schreiben.
Mach etwas, das dich an dich selbst erinnert – nicht an ihn/sie.


Fazit: Du darfst vermissen – und trotzdem wissen, dass es vorbei ist

Es gibt keine perfekte Trennung. Kein „Abhaken und weiter“.
Es gibt nur dich – mit all deinen ehrlichen Emotionen.
Und die brauchen manchmal Zeit, Raum, Geduld.

Du musst nicht aufhören zu vermissen, um weiterzugehen.
Du darfst gleichzeitig trauern und heilen.
Zweifeln und wachsen.
Festhalten und loslassen.

In deinem Tempo. In deiner Wahrheit.


Du bist nicht schwach, weil du vermisst.
Du bist stark, weil du trotzdem weitergehst.

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