Kurzantwort:
Loslassen ist so schwer, weil unser Gehirn Bindung sucht, unser Herz Bedeutung braucht – und wir hoffen, dass es doch noch anders kommt. Doch selbst wenn der Abschied wehtut, kann er der Anfang von innerer Freiheit sein.
Psychologie des Festhaltens: Warum Loslassen sich falsch anfühlt
Loslassen bedeutet Verlust. Und Verlust tut weh – egal, ob es um eine Person, eine Hoffnung, eine Erinnerung oder einen alten Teil von uns selbst geht.
Unser Gehirn ist darauf programmiert, Verlust zu vermeiden. Deshalb greifen wir zurück – selbst wenn uns etwas längst nicht mehr guttut.
„Es war doch nicht alles schlecht.“
„Vielleicht ändert sich ja noch was.“
„Ich weiß, es tut mir nicht gut – aber es fühlt sich vertraut an.“
3 tieferliegende Gründe, warum Loslassen so schwer ist:
1. Unser Gehirn hasst Unsicherheit
Das Bekannte – selbst wenn es schmerzt – wirkt sicherer als das Unbekannte. Veränderung bedeutet Risiko. Und unser Nervensystem liebt Stabilität.
2. Emotionale Bindung ist stärker als Logik
Du weißt vielleicht, dass du loslassen solltest. Aber dein Herz hängt – aus Liebe, Gewohnheit oder Angst vor Einsamkeit.
3. Wir wollen eine andere Geschichte schreiben
Oft halten wir fest, weil wir insgeheim hoffen, es wird doch noch gut. Oder weil wir uns selbst die Schuld geben. Loslassen würde bedeuten: Ich akzeptiere, dass es vorbei ist – und dass es so war, wie es war.
„Aber ich kann doch nicht einfach vergessen …“
Nein, musst du auch nicht.
Loslassen heißt nicht: vergessen.
Es heißt: aufhören, gegen die Realität zu kämpfen.
Du darfst erinnern, trauern, vermissen – und trotzdem weitergehen.
💬 „Loslassen heißt nicht, dass es dir egal ist. Es heißt, dass du dich selbst wichtiger nimmst.“ – unbekannt
Wie Loslassen trotzdem gelingt – sanft, Schritt für Schritt
Spür in dich hinein, nicht zurück
Der Weg führt nicht über „Warum hat er/sie das getan?“ – sondern über „Was macht das mit mir?“
Nicht die Vergangenheit ist der Schlüssel – sondern deine Gegenwart.
Frage dich ehrlich:
- Was tut mir gerade weh?
- Was wünsche ich mir insgeheim?
- Was hindert mich, mich selbst zu schützen?
Erlaube dir, zu trauern
Es ist kein Zeichen von Schwäche, zu weinen. Oder an schlechten Tagen ins Alte zurückzuwollen. Trauer ist Teil des Abschieds. Und jeder Mensch trauert anders – in seinem Tempo.
Du darfst Abschied nehmen. Und du darfst ihn gestalten – durch Schreiben, Rituale, Gespräche oder einfach durch Stillsein.
💬 „Trauer zeigt, dass es dir wichtig war. Loslassen zeigt, dass du dir wichtig bist.“ – unbekannt
Übe dich in innerer Selbstfürsorge
Loslassen braucht nicht Kontrolle, sondern Halt.
Und diesen Halt gibst du dir am besten selbst – durch:
- liebevolle Selbstgespräche
- gesunde Routinen
- achtsame Bewegung
- kreative Ausdrucksformen (z. B. Malen, Schreiben, Musik)
Motivation entsteht nicht durch Zwang, sondern durch Zuwendung.
Loslassen ist nicht einmal – es ist immer wieder
Vielleicht fühlst du dich heute stark. Und morgen wieder rückfällig. Das ist kein Rückschritt – es ist menschlich.
Loslassen ist wie Wellen:
Manchmal ziehst du dich zurück.
Manchmal schlägst du auf.
Und irgendwann fließt du wieder mit dem Leben mit.
„Loslassen ist ein tägliches Ja zu dir selbst.“ – unbekannt
Was du aus der Vergangenheit mitnehmen darfst
Die Erfahrung.
Die Erinnerung.
Und die Erkenntnis: Du bist noch da.
Du hast überlebt, was dich beinahe gebrochen hätte.
Und vielleicht trägst du jetzt nicht nur Wunden – sondern auch Tiefe, Weichheit, Klarheit.
Loslassen bedeutet nicht, dass du das Alte entwertest.
Es bedeutet, dass du bereit bist, Neues in dein Leben zu lassen.
Vielleicht bist du nicht bereit, alles loszulassen.
Aber vielleicht bist du bereit, nicht mehr gegen dich selbst zu kämpfen.
Und vielleicht ist das – heute – schon genug.